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Das letzte Buch
Das Kind kam heute spät aus der Schule heim. Wir waren im Museum, sagte es. Wir haben das letzte Buch gesehen. Unwillkürlich blickte ich auf die lange Wand unseres Wohnzimmers, die früher einmal mehrere Regale voller Bücher verdeckt haben, die aber jetzt leer und weiß getüncht, damit das neue plastische Fernsehen darauf erscheinen kann. Ja und, sagte ich erschrocken, was war das für ein Buch? Eben ein Buch, sagte das Kind. Es hat einen Deckel und einen Rücken und Seiten, die man umblättern kann. Und was war darin gedruckt, fragte ich. Das kann ich doch nicht wissen, sagte das Kind. Wir durften es nicht anfassen, es liegt unter Glas. Schade, sagte ich. Aber das Kind war schon weggesprungen, um an den Knöpfen des Fernsehapparates zu drehen. Die große weiße Wand begann, sich zu beleben, sie zeigte eine Herde von Elefanten, die im Dschungel eine Furt durchquerten. Der trübe Fluss schmatzte, die eingeborenen Treiber schrien. Das Kind hockte auf dem Teppich und sah die riesigen Tiere mit Entzücken an.
Was kann da schon drinstehen, murmelte es.
Aus: Marie Luise Kaschnitz, Steht noch dahin. Neue Prosa, Insel Verlag 1970, Frankfurt am Main
Dieses Szenario aus dem Jahr 1970 bestimmt unsere schulische Realität seit langem: Wie vermitteln wir Jugendlichen Relevanzerleben bezogen auf und durch Literatur? Die Frage, die wir uns im Zuge kultureller und gesellschaftlicher Veränderungen zu stellen haben, ist die nach einem sinnstiftenden Deutschunterricht, der auf die Gegebenheiten und Alltagsrealitäten unserer Schüler*innen reagiert, indem er ihnen bei ihrer Kompetenzentwicklung ebenso zur Seite steht wie bei ihrer Identitätssuche. Auch im Kontext umfassender Digitalisierung geschieht dies mittels textbasierter Angebote zur individuellen und intersubjektiven Horizonterweiterung sowie durch Aufbau verschiedener Schreibhaltungen zur Bewältigung von Herausforderungen schriftlichen Kommunizierens und zur Entwicklung des schöpferischen Selbstausdrucks. Bewährte Inhalte wie Sprachkompetenz und literarische Bildung korrelieren mit modernen Vermittlungsformaten und zukunftsfähigen Unterrichtskonzepten.
Um Lehrkräfte im Vorbereitungsdienst für diese Aufgabe zu stärken und ihnen Wege aufzuzeigen, ist unser Fachseminar modulartig organsiert und bedient die Bedürfnisse des Berufsanfangs ebenso wie individuelle Fragen der Professionalisierung. Nachdem wir Sie in der Anfangsphase unterstützend begleitet haben, wenden wir uns in der Ausbildung den schulischen Kompetenzbereichen zu und vermitteln zentrale didaktische Konzepte zur planerischen Aufbereitung der Inhalte sowie eine Vielzahl methodischer Fertigkeiten im Sinne eines unterrichtlichen Handwerkzeugs zur funktionalen Unterstützung der Vermittlung. Im günstigsten Fall können wir dabei an die im Studium erworbenen Kenntnisse und Fertigkeiten anknüpfen, sind aber auch flexibel in Bezug auf das Anreichern bei eventuellen Desideraten.
Bei Fragen zur Ausbildung im Fach Deutsch kontaktieren Sie uns gerne unter: meike.luster@sts-hildesheim.de