ev. Religion

Studienseminar_Hildesheim_Hainke_Silke
OStR´Silke Hainke
ev. Religion, Deutsch

 

„Religion ist im weitesten und tiefsten Sinne des Wortes das, was uns unbedingt angeht.“ (Paul Tillich, Theologe, 1962)

 

„Religion ist die Suche nach Antworten auf existentielle Fragen, der gemeinsame Glaube mit anderen in einer Gemeinschaft.“ (SuS eines Religionsprüfungskurses, 2016)

 

Das Besondere und Faszinierende am Unterrichtsfach Religion stellt die persönliche Auseinandersetzung mit existentiellen Fragen, mit Glaubens-, Sinn- und Wertfragen im Horizont der christlichen Überlieferung dar. Der Religionsunterricht möchte hierbei einen Orientierungsrahmen bieten, in dem eigene Antworten gesucht und gefunden, aber auch kritisch hinterfragt werden können. Ziel des Religionsunterrichtes ist es, die Bildung einer reflektierten religiösen Identität zu unterstützen und von da aus zu einem fundierten ökumenischen und interreligiösen Dialog zu befähigen. Grundlage hierfür ist die theologische Auseinandersetzung mit den Kompetenzbereichen Mensch, Gott, Jesus Christus, Ethik, Kirche und Kirchen sowie Religion und Religionen. Religion als ein ordentliches Lehrfach leistet einen wichtigen Beitrag zum Bildungsauftrag der Schule. Die religiöse Bildung bezieht sich dabei nicht nur auf die Identitätsbildung der Lernenden, sondern in der Auseinandersetzung mit religiösen Inhalten und Ausdrucksformen auch auf die Geschichte, Kultur und das aktuelle Zeitgeschehen in Deutschland und der Welt. In diesem Sinne fördert der Religionsunterricht insbesondere folgende Kompetenzen:

  • religiöse Motive und Elemente in der Kultur zu identifizieren, kritisch zu reflektieren sowie ihre Herkunft und Bedeutung zu erklären
  • Religion und religiöses Fragen über die institutionalisierte Religion hinaus als grundlegende Dimension jedes Menschen wahr- und ernstzunehmen
  • biblische Texte als Ausdruck existentieller Erfahrungen von Menschen in ihrer Auseinandersetzung mit Gott zu verstehen und sie auf ihre heutige Gültigkeit hin zu befragen
  • die christliche Grundlegung von Werten und Normen zu verstehen und in ethische Entscheidungssituationen im individuellen und gesellschaftlichen Leben einzubeziehen sowie auf dieser Basis begründet und verantwortlich handeln zu können
  • auf der Grundlage einer eigenen begründeten Positionierung mit Angehörigen anderer Religionen und Kulturen respektvoll zu kommunizieren und zu kooperieren
  • sich offen und tolerant im Umgang mit Pluralität zu zeigen

Ausbildung im Fachseminar Evangelische Religion
Die Fachseminare Evangelische und Katholische Religion bilden für eigenständige Fächer aus. Besonders reizvoll bei der Ausbildung im Hildesheimer Raum ist jedoch auch der ökumenische Austausch, um auf der Basis eines fachlichen Diskurses Positionen zu klären, das eigene Profil auszuschärfen sowie Gemeinsames zu entwickeln und zu stärken. Daher finden regelmäßig auch gemeinsame Fachsitzungen (Einführungsveranstaltungen für neue Lehrkräfte im Vorbereitungsdienst, Fachsitzungen z.B. zum Bibliodrama oder zur Kirchenraumpädagogik, gemeinsame Workshops) statt, zumal beide Fachseminare ein gemeinsames Ausbildungscurriculum haben.

Da es zwei Einstellungstermine pro Jahr gibt und sich die Auszubildenden somit jeweils in unterschiedlichen Phasen der Ausbildung befinden, gibt es keine Modularisierung der Inhalte im Fachseminar. Die Zusammenarbeit von Lehrkräften im Vorbereitungsdienst verschiedener Ausbildungsstufen ist als Chance zu verstehen, weil sie ein Lernen voneinander ermöglicht, das durch gemeinsame Unterrichtsvorbereitung und gegenseitige Hospitation zusätzlich gefördert werden kann. Am Beginn der Ausbildung ist es jedoch notwendig, den neuen Auszubildenden in eigenen Sitzungen gezielte Hilfen insbesondere im Hinblick auf die Entwicklung von Unterrichtsstunden anzubieten.

Die alle zwei Wochen dreistündig stattfindenden Fachsitzungen unterstützen den Prozess der Professionalisierung der Auszubildenden und zielen auf Selbststätigkeit. Die Lehrkräfte im Vorbereitungsdienst erwerben vor allem didaktische und methodische Kompetenzen für einen fachlich fundierten, kompetenz- und schülerorientierten Religionsunterricht. Zentral ist hierbei die Verbindung von theoretischen Grundlagen und praktischer Anwendung.

Basierend auf dem Ausbildungscurriculum und den Bedürfnissen der Auszubildenden wird in den Fachsitzungen gemeinsam Unterricht geplant und reflektiert, aber beispielsweise auch über Kriterien guten Religionsunterrichtes nachgedacht. Darüber hinaus werden verschiedene inhaltliche Lerndimensionen des Religionsunterrichts (z.B. ethisches, biblisches sowie interreligiöses Lernen) mit ihren jeweils spezifischen didaktischen Perspektiven erforscht, es wird über Möglichkeiten der Repräsentanz des Faches Religion im Schulleben nachgedacht oder es werden die besonderen Voraussetzungen und Anforderungen des Faches Religion thematisiert. Von zentraler Bedeutung ist auch die Einbeziehung außerschulischer Lernorte (z.B. der Hildesheimer Kirchen des Weltkulturerbes, einer Moschee oder Synagoge) sowie die Reflexion der Chancen und Grenzen der Nutzung außerschulischer Lernorte. Zudem gibt es regelmäßige Exkursionen, z.B. zur Gedenkstätte Bergen-Belsen, zum Haus der Religionen in Hannover oder auch zum Schüler- bzw. Lehrerforum der Hannoverschen Landeskirche oder zu Tagungen für Referendarinnen und Referendare am Religionspädagogischen Institut in Loccum. Nicht zuletzt soll das Fachseminar dazu beitragen, dass die Auszubildenden sich mit ihrer Rolle als Religionslehrerinnen und Religionslehrer vertraut machen und identifizieren, die Spannung von gelehrter und gelebter Religion reflektieren und ihre Tätigkeit mit Freude und Engagement ausüben können.