Am zweiten Seminarentwicklungstag (23.05.2023) traf sich das Kollegium des Studienseminars (StS) Hildesheim, um zum Thema “Die Kooperationsbeziehungen zu unseren Ausbildungsschulen (stärken)“ zu arbeiten.
Hintergrundinformation:
Der Seminarentwicklungstag (SET) lebt davon, dass sich Kolleg/-innen einem als relevant empfundenen Thema verpflichten und dieses als Workshop für das Kollegium aufarbeiten. So wurde beim ersten SET (17.02.2023) das Gespräch über den Ausbildungsstand auf der Basis neuerer Professionalisierungstheorien überarbeitet und das neue Format im Anschluss auch gleich (erfolgreich) erprobt.
Ein großes Dankeschön geht dabei immer an die Ausbildungsschulen, die die Kolleg/-innen dafür freistellen. In diesem Fall für die Vorbereitung auch Katharina von der Heide und Daniel Kahle.
Für den aktuellen SET wurden zum Thema Kooperationsbeziehungen „Schulen-StS“ sowohl die Referendar/-innen, als auch die Ausbildungslehrer/-innen befragt bzw. interviewt. Mit diesen Rückmeldungen setzte sich das Kollegium (nach einer spielerischen und erfahrungsbezogenen Annäherung) intensiv auseinander.
Im Mittelpunkt der Diskussion stand die Frage, ob wir als StS unsere Vorstellungen von gelingender Ausbildung eigentlich gut genug nach außen transportieren und verständlich machen können.
Wenn ein/e Referendar/-in zu einer Ausbildungslehrkraft sagt: „Ich muss noch ein Gruppenpuzzle zeigen!“ ist möglicherweise etwas schief gelaufen. Als Ausbildende wissen wir den Gegenpol zu unseren exemplarisch angelegten Anforderungen besonderer didaktisch-methodischer Arrangements sehr zu schätzen: Den Alltagsunterricht, der unseren Lehrkräften im Vorbereitungsdienst (LiV) Modelle bietet, auch mit voller Stelle gut durchzukommen. Hier bieten die Ausbildungslehrkräfte der Schulen einen unverzichtbaren Kontrapunkt. Dass wir als Ausbildende die Reflexion oft grundsätzlicher anlegen und häufig den Theoriebezug suchen ist kein Gegensatz: Von der Spannung zwischen beiden Polen lebt die Ausbildung.
Interessant: Von Ausbilderseite haben wir trotzdem oft das Gefühl, eine gemeinsame fachdidaktische Ausrichtung mit den Fachlehrer/-innen zu teilen. Wir stoßen auf viel Offenheit, Interesse und freuen uns über die guten Gespräche.
Zurück zur Ausgangsfrage: Wenn also eine LiV ihrer Ausbildungslehrkraft sagt, sie müsse „noch ein Gruppenpuzzle zeigen“, wirft uns das in unserer Idee von Ausbildung erst einmal zurück.
Denn von unserem Selbstverständnis her, sollten die LiVs unsere Anregungen aufnehmen, in einem selbst gesteuerten Prozess erproben und sich gegebenenfalls dazu Beratung oder Rückmeldung einholen – von Ausbildenden wie von Ausbildungslehrkräften. Eine solche kriterienorientierte Rückmeldung wird man mit der angestrebten vollen Stelle und in dem immer noch praktizierten Einzellehrerdasein selten erhalten können.
Das Fazit unseres Tages in Kürze:
Wir müssen als Ausbildende noch sprachsensibler werden.
Noch nicht perfekt, aber schon besser: „Nein, es muss kein Gruppenpuzzle gezeigt werden. Aber eine Erfahrung mit offenen Unterrichtsformen während der gesamten Ausbildung zu sammeln und sich dabei in Bezug auf spezifische Chancen und Herausforderungen beraten zu lassen, wäre bestimmt etwas, von dem sich profitieren ließe.“
Wir wollen uns als Ausbildende auch noch einmal die Prinzipien unserer Ausbildungsdidaktik verdeutlichen
- um mit den von uns maximal geschätzten Ausbildungslehrkräften unserer Schulen weiter, offener und intensiver ins Gespräch zu kommen
- weitere Ausbildungslehrerinnen und -lehrer zu gewinnen
- Rückkopplungen zu generieren (können die Schulen auch etwas von uns haben?)
- letztendlich um unseren LiV ein breites Spektrum von hilfreichen Impulsen für ihre zukünftige Berufstätigkeit zu bieten.
Mitdiskutiert wurde weiter die Frage der Funktion eines Mentors /einer Mentorin oder vielleicht besser einer Verbindungslehrkraft, die
- aktive, überfachliche Ansprechpartnerin der LiVs an einer Schule ist (ca va?)
- bei Schwierigkeiten unterstützt und klärt und falls erwünscht Vertraulichkeit wahrt
- nicht in die Bewertung der LiV eingebunden ist, diese aber dabei unterstützt, sich in Schule zu „zeigen“ und passende Erprobungsfelder für die LiV zu finden
- den Kontakt zum Seminar hält und Sichtweisen der Schule(n) in die Ausbildung zurückspiegelt
Soweit ein Kurzbericht und ein ganz herzliches Dankeschön an alle Interviewpartner/-innen an den Ausbildungsschulen sowie an die beteiligten LiV der Umfrage.
Wir sind dran.
Carolin Schaper/Christian Gauger