Auf Wiedersehen, lieber Jahrgang 2022_2!

Am Freitag, dem 16.02.2024 haben wir unseren Examensjahrgang verabschiedet. Es war eine schöne und bewegende Verabschiedung mit vielen Eltern und Freunden – hervorragend begleitet von dem jüngeren Jahrgang 2023_2, der alles gegeben hat, um einen festlichen Rahmen zu gestalten. Danke!
Gerne bieten wir einen Einblick in die Veranstaltung, indem wir hier die Abschlussrede des Jahrgangs und auch die Rede im Namen der Ausbildenden veröffentlichen. Viel Spaß!

Sophie Fritsche und Charlotte Salzmann im Namen des Abschlussjahrgangs:

Nun stehen wir hier – bei dem Termin, den wir bereits am 18. August 2022 bekommen haben, weil er ganz konkret im “Ausbildungsplan” stand. Natürlich habe ich ihn mir sofort eingetragen – Ihr wisst ja mittlerweile sicherlich, dass ich Organisation sehr mag. Und jetzt ist der Termin, den wir vor knapp 17,5 Monaten bekommen haben, nun schon da. Und unser Ref vorbei. Wir alle haben nun schon ein oder zwei Wochen eine Vollzeitstelle hinter uns; vielleicht an einer neuen Schule, aber auf jeden Fall in einer neuen Rolle. Es kommt ganz viel Neues auf uns zu, wir müssen uns finden…
Wer eine Rede schreibt, integriert oftmals Zitate wichtiger Persönlichkeiten. Wir dürfen heute die Rede für unseren Jahrgang halten. Als Deutschlehrerinnen haben wir sicherlich nicht die schlechtesten Voraussetzungen, um ein geeignetes Zitat auszuwählen. Wir entscheiden uns aber weder für eine berühmte Schriftstellerin, noch für einen berühmten Philosophen. Unsere Wahl trifft auf Sie, liebe Frau Schlegel. Auf Ihre Worte am Anfang unseres Referendariats – und damit möchten wir Sie und vor allem euch auf eine kleine Reise durch unser Ref nehmen.
Beginnen wir also von vorne: Abflug war am 18. August 2022, damals noch am Flugplatz in Hildesheim. Unser Abenteuer Referendariat startet. Und es sind Sie, liebe Frau Schlegel, die uns schon früh den Geist und die Werte des Studienseminars Hildesheims vermitteln. Sie konfrontieren uns mit Sätzen wie “Das Referendariat war die schlimmste Zeit meines Lebens” oder “Ich musste durch die Hölle gehen” – blicken uns an und sagen: “Wir, an diesem Seminar, werden alles dafür tun, damit Sie am Ende des Referendariats NICHT diese Sätze sagen werden. Unser Bestreben ist es, Sie gut durch das Ref zu begleiten. Ich selbst habe das Referendariat als eine fordernde, aber sehr inspirierende Zeit wahrgenommen. Das wünsche ich mir auch für Sie.”
Erst einmal möchten wir uns entschuldigen, dass wir jetzt doch noch einmal diese Sätze gesagt haben – aber in diesem Kontext verzeihen Sie uns das hoffentlich. Es ist eine Aussage, an die wir häufiger im Ref denken, eine Aussage, die bezeichnend ist für das Studienseminar Hildesheim. Ein Studienseminar, welches der Realität ins Auge blickt und nicht den Blick vor negativen Zeilen verschließt, sondern versucht, das Referendariat mit Blick auf die Menschen zu sehen. Und an diesem Seminar sind wir jetzt begrüßt worden.
Wir starten also in diese aufregende Zeit und niemand kann sich vorstellen, was da kommen wird. – Wir durchlaufen die Einführungswoche und sind teils erschlagen durch die ganze Informationsflut, die auf uns einprasselt. Und dennoch bleibt neben diesen Informationen auch Zeit, unsere Mitrefis kennenzulernen und Verknüpfungen anzubahnen. Verknüpfungen, die uns durch das Referendariat begleiten, der Austausch untereinander, der in dieser Zeit so wichtig ist und die Herausforderungen minimieren kann. Die ersten Tage sind wir noch im geschützten Raum unterwegs, dann geht es für uns an die Schulen. Man könnte sagen: Am 24. August gehts dann vom Flugsimulator direkt ins Cockpit.  Der Start verläuft unterschiedlich. Die einen starten sanft, die anderen schießen direkt in die Höhe und manche entscheiden sich, zunächst den Ferienflieger zu nehmen – zumindest wenn man die Gesellschaft fragt, die bezeichnen Klassenfahrten ja auch gerne mal als Ferien. So oder so landen wir in der Realität. Die Problemorientierung ist in jedem Fall vorhanden. 
Wir sind in der Schule nicht mehr nur die Praktikant:innen, sondern haben unsere eigenen Klassen, für die wir alleine verantwortlich sind. Wir machen uns vertraut in dem Schul-Dschungel, finden uns zurecht im Kollegium, in der Unterrichtsvorbereitung und zwischen den Schüler:innen → Auch wenn der bzw. die ein oder andere manchmal noch selbst für eine Oberstufenschülerin gehalten wird. 
Wir bewegen uns in einer neuen Welt voller Abkürzungen, die auch unser Umfeld erst einmal kennenlernen muss. Begriffe wie APVO, LIV, UBs, FaKo, GK, DB oder LEB finden Einzug in unseren Sprachgebrauch und bekommen Inhalte.

Im Pädagogikseminar erhalten wir Gelegenheit, um über unsere Erlebnisse zu berichten und ggf. auch Notfallpläne an die Hand, wenn etwas schiefläuft. 
Schneller als wir denken, steht der 1. UB vor der Tür – und damit auch die Nervosität. Zumindest ist das bei uns der Fall. Wie wird die erste Unterrichtsstunde vor den Augen der Ausbilder:innen laufen? Bestätigen sich all die schlimmen Geschichten über Nachbesprechungen? Kann ich Unterricht überhaupt wirklich so gut planen?
Und dann ist es doch geschafft, auch wenn nicht so gut geschlafen wurde, der Unterschied zwischen Sicht- und Tiefenstruktur noch nicht so klar ist und die Stunde maßlos überladen ist, ist die Erleichterung groß, dass die Nachbesprechungen wertschätzend verlaufen und die höheren Jahrgänge doch recht behalten haben. 

Was danach kommt, vergeht wie im Flug.
Das ständige Verfassen von Mails zur Terminfindung der UBs wird zum Alltag, wir wechseln unsere Lerngruppen und damit auch die Herausforderungen, die die einzelnen Stufen mit sich bringen und lernen unsere Kolleg:innen so gut wie kaum jemand anderes durch den  Ausbildungsunterricht kennen.
Wir lernen, dass es in Ordnung ist, Fehler zu machen, solange wir bereit sind, daraus zu lernen. Das gilt für uns – wie auch für unsere Schüler:innen.
Wir lernen, wie Teamarbeit und der Austausch mit Kolleg:innen oder Mitrefis uns voranbringen und wir mit unseren Aufgaben wachsen. Wir schärfen unsere Fähigkeit der Selbstreflexion – eine Fähigkeit, die wir auch brauchen. Und das zeigt sich vor allem ab November 2022, wenn die erste Phase der großen Unterrichtsbesuche ansteht und wir uns gegenseitig im Unterricht erleben können. Und nicht nur sie – auch andere Schulen und teilweise auch Schulformen mit anderen Schüler:innen lernen wir kennen. Erfahrungen, die den Horizont erweitern. 
Dabei vergessen wir eines zum Glück nie: Dass wir uns gemeinsam als Refi-Gruppe haben. Schon in der Einführungswoche haben wir uns teilweise zum Mittagessen gemeinsam getroffen und in den ersten Ferien im Herbst unser Ritual eingeführt, dass wir einen Abend gemeinsam verbringen und mal nicht an Schule denken. Auch vor der DB zur schriftlichen Arbeit geht ein Großteil vorher essen und vielleicht war es genau das Hilfsmittel, um diesen langen Tag und die vielen Infos auszuhalten… Kurz vor den Ausbildungsstandsgesprächen nutzen wir genau dieselbe Strategie und haben auch in den Osterferien einen gemeinsamen Abend in Hannover verbracht. So blicken wir insgesamt am  Ende des Schuljahres stolz auf das Erreichte zurück – auf die Tatsache, dass fast alle UBs geschafft wurden, wir nicht mehr für Oberstufenschüler:innen gehalten werden, wir ins Kollegium integriert sind und auch im eigenverantwortlichen Unterricht ein Lerngewinn erzielt wurde – auf beiden Seiten.
Die Freude ist groß mit Blick auf die verdienten Sommerferien, wäre da nicht die kleine Aufgabe, die sich das Land Niedersachsen für uns noch überlegt hat. Denn die Zeit der Sommerferien ist auch die Zeit der schriftlichen Arbeit. Und doch gelingt es uns, durchzuatmen.
Nach den Sommerferien – und erfolgreicher Abgabe der Arbeit sind wir plötzlich der älteste Jahrgang am Seminar – der Jahrgang, zu dem wir vor einem Jahr noch aufgeschaut haben, und können kaum glauben, dass wir jetzt in dieser Rolle sind.
Die letzten UBs stehen an, manche beginnen, zu zweifeln, ob sie überhaupt etwas gelernt haben.  So wie ich, als ich nach dem letzten Unterrichtsbesuch in Deutsch dachte, ich werde niemals irgendeine Prüfung bestehen. Aber wenn man Frau Luster und Frau von der Heide fragt, muss die Generalprobe auch mal schieflaufen, damit es dann gut beim PU klappt. Zum Glück hatten sie/Sie recht.

Wir sind traurig, als das letzte Pädagogikseminar ansteht und halten zusammen, als die Vornoten rausgegeben werden. Ein Tag, wo Freud und Leid so dicht beieinander stehen – und doch schaffen Sie es, Frau Schober, wie immer, die richtigen Worte zu finden.
Doch als wäre das nicht genug, haben wir vorher wieder zwei DBs und sind diesmal (fatal, ich weiß) nicht gemeinsam essen gegangen. Es ist die DB zur Einstellung in den Schuldienst, die einerseits sehr viele Fragezeichen und Herausforderungen in unseren Köpfen entstehen lässt. Aber vor allem die DB zum Ablauf des PUs Anfang September verdeutlicht, dass es ernst wird. Ach, und nebenbei startet dann auch schon die erste wichtige Bewerbungsphase. Während einige auch schon bereits seit Wochen wissen, welche Lerngruppen und Themen sie wählen wollen, ist das Gedankenkarussell bei anderen noch voll am Kreiseln. 

Die Zeit der Individualisierung beginnt – der wöchentliche Austausch im Seminar fehlt. Für die einen beginnt die Vorbereitungszeit, während die anderen noch einmal durchatmen.
Und dann – nach unzähligem Kopfzerbrechen, Verwerfen und Wiederholen tausender Ideen, Bastelarbeiten, Videodrehs usw. stellen wir uns unserer letzten Herausforderung, dem PU. Jede und jeder von uns geht anders damit und der Aufregung um. Denke ich an den Tag zurück, so ist er unfassbar schnell und doch auch langsam vorbei gewesen.
Und mich hat vor allem die Frage beschäftigt, was ich abends essen will und nur das hat mich am Leben gehalten den Tag über.
Wir laufen auf Hochtouren – von 8 Uhr morgens bis weit in den Nachmittag, um dann das ersehnte Zeugnis in der Hand zu halten und mit der Familie, den Freund:innen, den Partner:innen, dem Kollegium und auch den Schüler:innen zu feiern. 
Und so sitzen wir hier. Wurden wir vor 18 Monaten noch als Referendar:innen auf die Schule losgelassen, so werden wir in wenigen Momenten aus dem Vorbereitungsdienst entlassen. 

Was bleibt?
Wenn wir ans Ref zurückdenken, denken wir vor allem an die Begegnungen mit Menschen, denen wir teilhaben durften.
Es sind die Kinder, die in der Schule sagen: “Wir hoffen, dass sie an unserer Schule bleiben!”, es sind die Kolleg:innen, die einen immer unterstützt haben, es sind die Ausbilder:innen, mit denen wir in den letzten Monaten so viel Kontakt hatten und die auch beim PU mitgefiebert haben – und es seit vor allem ihr, liebe Mitrefis, die all die gleichen Erfahrungen gemacht haben.
Wir sind als Jahrgang gemeinsam aufgetreten. Wir denken gerne zurück an unsere Treffen in den Ferien oder den gegenseitigen Support im Seminar. An all die Nachrichten und Telefonate.
Wir als Gemeinschaft haben vieles erlebt. Auch den Umzug unseres Seminars samt Wechsel der Kommandozentrale. Wir haben eine Seminarband auf die Beine gestellt, ein Wahlmodul veranstaltet, das Seminar vertreten und neue Ideen eingebracht. Kurzum: Wir sind schon ziemlich cool!
Und wir freuen uns wirklich sehr, dass unser Zusammenhalt so stark ist, dass wir jetzt, am Ende unseres Referendariats gemeinsam mit einem Großteil der Leute wegfahren. Und hoffentlich ganz viel essen!
Wir alle haben die Flugschule durchlaufen. Und dabei ist es egal, mit welcher Art von Flieger wir unterwegs waren und wie viele Passagiere mitgeflogen sind. Das kann die Privatmaschine oder der Jumbojet sein, das alte Modell oder das niegelnagelneue. Auch wenn unsere Fluglots:innen nicht dieselben waren, sich zwischendurch geändert haben wir auf unterschiedlichen Routen und Höhen unterwegs waren: Uns alle einte das Ziel. Das Ziel, welches wir heute erreicht haben. Unseren Abschluss.

Und an diesem waren viele Menschen beteiligt. Im Namen des Abschlussjahrgangs möchten wir uns bei allen in diesem Raum bedanken. Denn alle haben einen großen Anteil daran, dass wir heute hier stehen. Die persönlichen Worte an all unsere Ausbilder:innen folgen auf individualisierte Weise.
Trotzdem wollen wir Sie, Frau Schaper und Herrn Gauger hervorheben, die bewiesen haben, dass der Austausch mit uns für Sie eine der höchsten Prioritäten ist. Das haben Sie stets gezeigt, aber vor allem auch durch die regelmäßigen, offenen und kommunikativen Personalratsgespräche. Und auch Sie Frau Schlegel sind da im Zusammenhang zu nennen. Bei niemanden steht die Tür zu ihrem Büro mit dem bequemen Sofa so viel offen wie bei Ihnen. Braucht man einen Rat, findet man das offene Ohr und die guten Ratschläge auf jeden Fall bei Ihnen. Und zu guter Letzt: Manch einer liebt Organisation vielleicht nicht so genau wie ich – aber das ist nicht schlimm, denn wir haben ja Sie, Frau Schober und Frau Kaune. Ohne Sie wäre so manches schiefgelaufen! Wer kennt schließlich schon nach ein paar Tagen die Stimmen und dazugehörigen Namen und sagt am Telefon nur “Ja, ich weiß, wer Sie sind, hab ich doch erkannt.” 
Für uns startet jetzt eine neue berufliche Phase. Es liegt an uns, was wir daraus machen. Wir wünschen uns, dass wir uns der Verantwortung in diesem Beruf bewusst sind und nicht nur Bildung, sondern vor allem auch Werte, Respekt und Toleranz fördern. Dinge, die in der heutigen Welt so wichtig sind. Wir haben einen wahnsinnig tollen Beruf ergriffen, der zwar fordernd ist, aber für unfassbar schöne Erlebnisse sorgen kann. Wir hoffen, unsere Verbindung bleibt bestehen und wir erzählen uns weiterhin unsere Anekdoten und Geschichten aus dem Unterricht. Wir möchten euch noch eine Kleinigkeit mit auf dem Weg geben.
Wir möchten noch einmal Danke sagen und an unseren Jahrgang: Herzlichen Glückwunsch!! Und jetzt wird nicht mehr länger geredet, sondern gefeiert 😃

 

Annegret Schlegel im Namen des ausbildenden Kollegiums:

Liebe Referendarinnen, liebe Referendare, liebe Angehörige, liebe Kolleginnen und Kollegen,
was ist das heute für ein wundervoller Tag! Sie, liebe Referendarinnen und Referendare, werden gleich mit ihrem Zeugnis in der Hand ihr Referendariat beendet haben und noch heute Abend als Studienrätinnen und Studienräte unser Seminar verlassen. Das Ende Ihres Referendariats steht unmittelbar bevor und für zwei Personen aus Ihrer Gruppe bleiben die Daumen natürlich weiterhin fest gedrückt.

Aufhören, etwas beenden, einen guten Abschluss finden – das geht eigentlich nicht, ohne nochmal an den Anfang zu denken. Denn Anfangen und Aufhören gehören unweigerlich zusammen, gehen häufig ineinander über, sind miteinander verbunden. Als Sie im Sommer 2022 Ihren Vorbereitungsdienst aufgenommen haben, war das Ende längst terminiert, der Abschluss schon gedacht.

„Das erste Treffen ist bereits der erste Akt der Trennung.“ (Geißler, K. Schlusssituationen)

Aber wie sind Sie hier gestartet? Wie waren der Anfang und die ersten Wochen?
Die sehr einseitigen Medienberichte der vergangenen Wochen könnten einen dazu verleiten, nun aus Ausbilderinnenperspektive Stellung zu der negativen und wenig differenzierten Sicht auf das Referendariat zu beziehen. Aber es geht hier heute nicht um irgendwelche Referendar_innen aus irgendwelchen Seminaren, es geht um Sie!

Trotzdem möchte ich mich auf einen Artikel beziehen, in dem mich besonders eine bildliche Darstellung sehr erschreckt hat – hier werden stellvertretend für die Referendar*innen Menschen ohne Gesicht, ohne spezifische Gesichtsausdrücke dargestellt. Dabei sind Sie – wenn ich jetzt noch einmal ganz bewusst in die Runde schaue – doch alle einzigartig, individuell und unterschiedlich, so dass man unbedingt genauer hinschauen muss!

Um auf den Anfang zurückzukommen: das haben wir Ausbilder*innen in den ersten Wochen, in den ersten Begegnungen auch interessiert und intensiv getan, wir haben genau hingeschaut, wollten Sie kennenlernen, wollten mit Ihnen gemeinsam Ihre Stärken in dieser neuen Rolle als Lehrkraft entdecken und Entwicklungsfelder erkunden.
Und Sie? Wo haben Sie hingeschaut? Sicher auf Ihre Mitrefis, auf Ihre Ausbildenden, auf Frau Schober und Frau Kaune, auf Ihre Kollegien in der Schule, die Schulleitungen und natürlich…auf Ihre Schülerschaft. Alle diese Menschen haben für Sie ein Gesicht, einen Charakter, typische Eigenschaften bekommen, sie haben Gestalt angenommen, die neue Situation hat Gestalt angenommen.
Und nun warten für viele von Ihnen neue Aufgaben, neue Schulen, neue Kollegien und neue Schüler*innen auf Sie, die von Ihnen gesehen werden wollen und die mit ihrer Identität wahrgenommen werden wollen. Und ich möchte Sie ermutigen, erneut neugierig, interessiert und zuversichtlich hinzuschauen, offenherzig jedem dieser Menschen einen Platz in diesem neuen Gefüge anzubieten.
Ja, es wird aufregend und anstrengend werden, es wird ein Auf und Ab von Freude und Frust, Tatendrang und Erschöpfung, Erfolg und Misserfolg sein, aber das Hinschauen, das Wahrnehmen der Menschen, die so sehr auf Ihre Unterstützung, Ihre Mitarbeit warten und sich freuen, dass Sie in die wilde Fahrt des Lehrer_innendaseins mit einsteigen wollen, macht diesen Beruf erst zu dem, was er sein kann: einer der schönsten und abwechslungsreichsten, den ich mir vorstellen kann. Ich selbst habe in den letzten Wochen am Goethegymnasium erlebt, wie sehr man sich auf die neuen, jungen Kolleg_innen freut, die nun endlich Ihren Dienst aufnehmen können (oder es schon getan haben ;-).

Aber bevor Sie dort so richtig anfangen können, müssen Sie hier aufhören. Was fällt Ihnen leichter? Das Anfangen oder das Aufhören? Wir haben uns neulich in der Leitungsrunde mit dieser ach so einfachen Frag beschäftigt. Einfach? Von wegen!

Aufhören, das bedeutet meist:
Bilanz ziehen: was habe ich geschafft, was bleibt unerreicht? Womit bin ich zufrieden, womit eher nicht? Was habe ich dabei gelernt? Aufhören kann auch sehr befreiend sein. Geschafft! Abgeschlossen, Ziel erreicht. Das Ergebnis kann einen sehr zufrieden stellen oder man zweifelt  weiterhin, hat kein Einvernehmen mit dem hergestellt, was man erreicht hat.
Aufhören kann auch bedeuten, Abschied zu nehmen, sich von gewohnten Abläufen und Strukturen loszusagen, geknüpfte losere und engere Beziehungen ganz oder teilweise hinter sich zu lassen oder zumindest auf Abstand zu gehen.
Aufhören heißt in Ihrem Fall aber auch, abzuschließen mit einer Rolle, die man bis dahin eingenommen hat, die man vielleicht gerne und gelungen ausgestaltet hat, abschließen mit der Vertrautheit. Wer ist man, wer wird man dann sein? Aufhören heißt, gewohnte Tätigkeiten abzulegen oder sie verändern zu müssen, bisheriges Wachstum und Entwicklung zu beenden oder mindestens zu unterbrechen und sich auch erstmal bewusst zu machen, worin dieses Wachstum eigentlich bestanden hat. Ganz schön viel…

Nun wollen Sie auch zum Aufhören und Abschließen gute Tipps haben? Die habe ich nicht, ich bin nämlich gar nicht gut im Aufhören, Loslassen, Beenden und Verabschieden. Aber vielleicht hilft es Ihnen, wenn wir Ihnen sagen, dass es eigentlich in Ihrem Beruf gar kein richtiges Aufhören gibt, weil es immer wieder von vorne losgeht, immer wieder neue Schülergruppen von Ihnen begleitet, unterrichtet und erzogen werden wollen, ein nicht endender Kreislauf? Ja und nein, denn auch hier ist es wichtig, immer mal wieder innezuhalten, Bilanz zu ziehen, zu reflektieren, was wohl in diesem oder jenem Jahrgang besonders gelungen war, was diese oder jene Gruppe wohl von Ihnen so mitnimmt und was Sie von den verschiedenen Schüler*innen in Erinnerung behalten.

Wie hören Sie also hier auf?

Alle steigen nun aus, die einen fröhlich („endlich geschafft“), die anderen traurig („was, so schnell schon zu Ende?“), die einen glücklich („schön war´s), die anderen enttäuscht („und, was hat´s uns gebracht?“), die einen laut, die anderen stumm.

Und wir Ausbildenden und die Verwaltung? Wir bleiben hier und behalten Sie in guter Erinnerung, als eine muntere, neugierige, konstruktive und gut vernetzte Gruppe, die gemeinsam mit uns Ihre Ausbildung gestaltet hat. Vergessen Sie uns nicht, schauen Sie doch gerne auch bei uns hin, wenn wir uns in irgendeiner der Ausbildungsschulen oder anderswo mal wiedersehen oder kommen Sie uns einfach mal besuchen! Wir freuen uns in jedem Fall!

Alles Gute für Sie!