Der Elefant im Raum – die digitale Transformation

„Der Elefant im Raum (auch: „Elefant im Zimmer“) ist eine ursprünglich russische, heute aber vor allem im englischen Sprachraum („elephant in the room“) verbreitete Metapher, die seit der Jahrtausendwende auch im Deutschen an Popularität gewonnen hat. Der Anglizismus bezeichnet ein Problem, das zwar für eine Gruppe von Menschen klar erkennbar und bedeutsam ist, aber von diesen nicht thematisiert wird. Die Gründe für das Schweigen können vielfältiger Natur sein.“

https://de.wikipedia.org/wiki/Der_Elefant_im_Raum

Die Arbeitsgruppe „Die Digitale Transformation gestalten“ hatte von Anfang an den Kampf gegen den Elefanten im Raum dabei. Alle Ausbilder_innen wissen um die Bedeutung der Auseinandersetzung mit diesem Thema und das schon seit einige Jahren. Alle haben seit Corona irgendwie auch etwas dazugelernt und sich mit bestimmten Instrumenten oder Positionen auseinandergesetzt, alle sind zugleich aufgeschlossen, aber natürlich auch immer sehr kritisch. Alle kommen eigentlich auch immer noch ohne klar.

Die Grundhaltung wird besonders gut sichtbar in der Auseinandersetzung mit KI: Alle wissen, dass es noch viel mehr gibt und dass man selbst bei dieser Entwicklung überhaupt nicht hinterherkommt.

Das führt zu einem großen Gefühl der Überforderung, einem riesigen grauen Elefanten, der mächtig im Raum steht und am besten gar nicht weiter thematisiert wird.

Am 22./23.08. hat eine couragierte und ausdauernde Arbeitsgruppe in einer seminarinternen Fortbildung diesen Elefanten „gestellt“. Sie hat sich dazu Unterstützung von außen geholt. Sandra Behsler und Lisa Graf von Yaaxche-Consulting (https://yaaxche-consulting.com/de/willkommen-in-yaaxche/) bereiteten in enger Abstimmung mit der Arbeitsgruppe einen intensiven Arbeitsprozess vor, in dem das Kollegium des Studienseminars von einer Standortbestimmung in eine weiterführende Problematisierung abgeholt und zu einer unerwartet konkreten Weiterarbeit angeregt wurde. Beeindruckend klar strukturiert moderiert Sandra diesen Prozess vor Ort: Bei idealer Nutzung unaufgeregt analoger und nur funktionaler digitaler Medien, dafür mit klarer Sprache und Visualisierung – und vor allem mit viel Expertise. So konnten sich alle darauf einlassen, den „Elefanten“ aus der Nähe zu betrachten.

Jetzt haben wir zu vier Themen laufende Prozesse – ausgewiesen mit einer sehr konkreten Meilenstein-Planung – und der Schwung der gemeinsamen Arbeit überholt uns auf der rechten Spur.

 

Merci an die Arbeitsgruppe und an Sandra und Lisa!

Carolin Schaper und  Annette Tscherniak

P.S. Wie isst man einen Elefanten? Happen für Happen.

 

Zwei Mal „Gold“ für das StS Hildesheim 


Die wahre Geschichte kann man hier nicht erzählen. Sie wird sich nur langsam ihren Weg in das Narrativ des StS bahnen, zaubert aber allen, die bis zuletzt dabei waren ein breites Lächeln ins Gesicht.

Es sah anfangs gar nicht so gut aus für das Team des StS: Zwar hatte die Hitze der Vortage nachgelassen, aber es gab aus verschiedenen Gründen Ausfälle auf allen Seiten, vor allem aber bei den Ausbildenden. Das Team war um sieben Personen verringert und jede/r einzelne fehlte uns, ob auf der Strecke oder beim Unterstützen am Streckenrand… Auf einmal waren ganz viele T-Shirts frei und Läufe leer… Zum Glück waren alle LiV da und voll dabei.

Und dann passierte es so wie manchmal im Leben – alles wird irgendwie anders und ganz toll: Die Läufe wurden anders besetzt, jeder nach aktuellem Trainingsstand. Und Marion war mit dem Motto-Shirt des letzten Jahres dabei, weil niemand unser Motto auf die T-Shirts gedruckt hatte: „StS Hildesheim – Selbstläufer“ sollte da nämlich eigentlich stehen. Mit einem großen Regenschirm klarem Blick und guter Laune bildete sie den ruhenden Pol des Unterstützungspunktes.

Zu dem gehörte auch Familie Attar – großartig, dass Sie dabei waren!

Und dann schlugen sich alle Beteiligten auf ihren Strecken richtig klasse, mit viel Spaß miteinander, großem Elan und solidarisch.

Der Schnupperlauf (3,5 Kilometer) besetzt mit Maria Lühken und Carolin Schaper verlief relativ unspektakulär, außer dass ein großes Feld von Walker_innen ebenfalls dachte, das wäre ihr Startbeginn und es etwas Turbulenzen auf dem ersten Streckenteil gab: „Ja, also etwas laufen könntet ihr ja schon! Was wollen die denn mit den Stöcken hier?“ (nicht wir).

Unsere Walkerinnen Yvonne Frank, Katharina von der Heide, Lisa-Sophie Walczok, Vanessa Hartmann, Marie Cattell, Songül Kara, Silja Spruth waren dagegen bestorganisiert und kamen in drei fröhlichen Gruppen herein – mit Laola-Welle für die Nachfolgenden.

Dann ging es auf die große Runde von 9,5 Kilometern – hier hatten wir mit Marko Jancke, Christof Husmann, Finn Klopprogge und Alexander Wissel ein Team, dass in eine absolut spektakuläre Wertung kam: Platz 5 von 62 Teams – einfach klasse! Dies wurde sogar öffentlich hervorgehoben.

Die 5,5 Kilometer bewältigten Maurizio Morgenroth, Feras Attar sehr souverän und Angelique Reimer mit einer weiteren Platzierung und einer „goldenen“ Medaille. Da Frau Reimer bei der Siegerehrung schon gegangen war, gab es einen kurzen Sprint der Seminarleiterin zur Bühne, um die Medaille zu retten – dabei konnte unser gemeinschaftliches Laufprojekt des StS kurz öffentlich vorgestellt werden – der unfassbar wortwitzige und eloquente Moderator (Lehrer Michelsenschule – sofort gewecktes professionelles Interesse: Wie bekommen die SuS da jemals einen Stich?) war dabei auch etwas auf unserer Seite, glaube ich.

 

Für die Teilnahme am „Schnupperlauf“ (und ehrlicherweise das Ausharren der Teams im Regen bis zur Siegerehrung) nahmen Katharina von der Heide und Carolin Schaper die zweite Medaille entgegen.

Mit all dem hatte niemand gerechnet und es hat richtig Spaß gemacht! Und wie der Moderator betonte: Es ist der Spirit dieses Laufs, dass man miteinander etwas macht und erlebt, was im Alltag viel zu kurz kommt.

Carolin Schaper und Katharina von der Heide

Und wir hatten wieder keine Ahnung, wie wir das schaffen sollten…

Am 21.06. haben wir unseren Jahrgang 2023_1 auf seinem weiteren Berufsweg und konkret uns alle in die irgendwie in diesem Jahr sehr plötzlichen SOMMERFERIEN verabschiedet.

Es gab viel Dank von allen Seiten – für unsere wunderbare Verwaltung, aber ebenso für den richtig toughen Personalrat dieses Jahrgangs.

Im Beitrag der Fachleiter_innen Englisch für das ausbildende Kollegium wurde auf den Weg einer voranschreitenden Professionalisierung im Referendariat aufmerksam gemacht, bei der im Bild einer russischen Matroschka-Puppe eigene Lernerfahrungen (kleinste Puppe ) von der eigenen Schulerfahrung über das universitäre Studium bis zum Referendariat (relativ große Puppe) in zunehmend größere Formate übertragen werden. Immer gehörten die beiden Pole AUSPROBIEREN UND REFLEXION dazu. Hier gibt es keine Limitierung… es geht im Tempo der eigenen Erfahrung immer weiter. Und deutlich wurde auch: Da gibt es noch Sollbruchstellen auf dem Ausbildungsweg, z.B. überall da, wo Theorie und Praxis noch nicht genug miteinander verzahnt wurden.

Die nächste Phase – die ganz große Puppe – ist die sogenannte dritte Phase des Berufseinstiegs. Hierfür wünschten die beiden Ausbilder_innen viel Glück, die nötige Gelassenheit und vor allem das langfristige Beibehalten von Offenheit und professioneller Neugier.

In der Rede der LiV war ein hervorgehobener Aspekt, dass man im Verlauf des Referendariats immer wieder vor unterschiedlichen Situationen steht, wo man nicht mehr weiß, WIE ES WEITERGEHT. Die Verzweiflung ist immer wieder neu und immer wieder echt – und man schafft es trotzdem!

Aber es gab klare LÖSUNGSSTRATEGIEN: Netzwerken im Jahrgang, interne Krisenhotline, Frust abladen und erste Hilfe einleiten, z.B. in der Verwaltung, und aktive Beratung anfordern bei Ausbilder_innen und der Seminarleitung. Auch über den Personalrat.

Genauso geht das – vergessen Sie das nicht! (Anmerkung der Seminarleitung).

Eine Besonderheit der diesjährigen Verabschiedung waren die vielen tollen Kinder im Alter von 5 Tagen bis deutlich aufwärts… sie brachten die Perspektive auf  unsere Arbeit, aber auch konkret den Spaß und die Lebendigkeit noch einmal voll in den Blick. Danke dafür!

Bei dem ausrichtenden Jahrgang 2024-1 bedanken wir uns sehr herzlich für die Gestaltung eines großartigen Rahmens für diese Feier. Sehr professionelle Organisation und tolle Zusammenarbeit – von Seiten des STS können wir uns hier nur herzlich bedanken.

Und jetzt wünschen wir Ihnen allen sehr schöne und erholsame Ferien!

Carolin Schaper, Annegret Schlegel und Christian Gauger

Der Tag der Begegnung: Schule trifft Studienseminar

Die Wette hatte ich schon im Vorfeld des „Tages der Begegnung“ verloren. 29 Lehrkräfte von zehn unserer fünfzehn Ausbildungsschulen hatten sich angemeldet. Ich hatte prognostiziert, dass sich keine 15 Lehrkräfte für diesen Tag finden würden. Zusammen mit den sieben Referendar:innen und dem 24-köpfigen Ausbilder:innenkollegium waren wir nun insgesamt 60 Personen, die am Mittwochvormittag auf dem Marktplatz im neuen Studienseminargebäude an der Otto Franzius Straße aufschlugen. Einzelne kamen später, einige weitere Kolleg:innen aus den Ausbildungsschulen hatten sich spontan entschlossen zu kommen. So sollte es sein: Ein flexibles Angebot, um die Kooperation zwischen Schule und Studienseminar niedrigschwellig anzusetzen. Und so waren auch unsere vier Workshops, die meine Kolleginnen und Kollegen zusammen mit einigen der Referendar:innen am 11. März vorbereitet und später noch ausgearbeitet hatten, ein niedrigschwelliges, praxisorientiertes Angebot, das an den verschiedenen biographischen Erfahrungen der Kolleginnen und Kollegen anknüpfen können würde. Gegen 8.30 Uhr am Morgen waren dann die Workshopräume fertiggestellt, bestuhlt und mit Türschildern versehen, Stellwände platziert und die Kreidetafeln neu hergerichtet. „Schön, dass Sie/ihr da seid/sind!“ stand auf einer dieser Tafeln als Willkommensgruß.

Workshop „Ankommen im Referendariat an Schule und Studienseminar“

Der Marktplatz füllte sich, bis gegen 8.45 Uhr die Glocke läutete, mit der Carolin Schaper, ganz ohne formelle Begrüßung, den „Tag der Begegnung“ eröffnete und alle Teilnehmenden willkommen hieß. Was folgte, war ein szenisches Spiel zwischen Ausbilderin und Referendarin, das die Schwierigkeiten des Ankommens für Lehrkräfte im Ausbildungsdienst (LiVD) illustrierte – hin- und hergerissen zwischen Schule und Studienseminar. Zeit lässt sich nicht teilen, das ist am Beginn eines Referendariats eine einschlägige Erfahrung. 

Alle sind in Gespräche vertieft.

Die Teilnehmenden lauschten dem Anspiel. Die gespielte Situation rief ein allgemeines Schmunzeln hervor. Neben dem bereitgestellten Kaffee und dem Kuchen war dies ein wirklicher Türöffner. Und sofort, die Aufführung war gerade beendet und Annegret Schlegel hatte organisatorisch und inhaltlich durch den Tag geführt, folgte ein Redeschwall, der kaum zu bremsen war, den Marktplatz erfüllte und nicht aufhören wollte, als die Uhr schon beinahe 9.00 Uhr schlug und die vier Workshops in der unteren Etage, im Erdgeschoss, beginnen sollten. Eilig fasste sich eine jede und ein jeder ein Herz, lief die drei Etagen im Treppenhaus hinunter und fand sich dann mit etwa 10-15 weiteren Personen in einem der vier Workshopräume wieder.

Die vier Workshops boten einen vielfältigen Zugang zur Arbeit im Studienseminar: Der Workshop A thematisierte das Ankommen. Nach einem allgemeinen Blitzlicht wurden Anliegen und Fragen ausgetauscht, die abgefragt und schließlich an zwei Pinnwänden fixiert wurden. Hier wurde nicht nur eine Ideenbox erstellt, sondern vor allem wurde miteinander das Gespräch gesucht: Was benötigen LiVD von der Schule, was vom Seminar? Was können diese auch schon im Vorfeld des Ankommens leisten? Was wünschen sich die Beteiligten? In allen drei Durchgängen wurden die beiden Pinnwände vollständig gefüllt. Der Bedarf, sich über die Situation des Ankommens auszutauschen, war ausgesprochen hoch. Die Atmosphäre einladend und wenig formell. Hier wurde sofort auf Augenhöhe miteinander kommuniziert. Eigene Erfahrungen wurden eingebracht, die so manchen Verbesserungsvorschlag für den Start an der Schule und am Seminar zugänglich machten. Ein schöner Auftakt an diesem Begegnungstag.

Im Workshop C, schräg gegenüber, wurde schnell eine gute Gesprächsatmosphäre etabliert. Allerdings gab es – biographisch bedingt – sehr unterschiedliche Vorerfahrungen mit der Frage, was die Qualität von Unterricht ausmacht. Schnell wurde deutlich, dass es schwierig werden würde, klare Gütekriterien auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen. Was macht schließlich guten Unterricht aus? Die Umsetzung des Fachlichen, der fachdidaktisch begründete Lernweg, die methodische Variabilität oder letztlich die Lehrperson selbst mit ihrer empathischen und kommunikativen Persönlichkeit, die das Classroomemanagement professionell beherrscht und moderierend durch das Unterrichtsszenario führt? Die vorgetragenen Fallbeispiele führten in diesen Diskurs hinein.

Was ist guter Unterricht? Was ist ein guter Unterrichtsbesuch? Ein vielschichtiger Diskurs

So ein Unterrichtsbesuch stellt für alle Beteiligten eine Herausforderung dar, in der Vorbereitung, in der Durchführung und auch in der Reflexion. Im Workshop B auf der anderen Gangseite wurde auf die Unterrichtsreflexion fokussiert. Natürlich bringt auch hier jede Lehrperson ihre eigenen Erfahrungen mit, die sich biographisch in der eigenen Ausbildung verorten lassen. Ein doppeltes szenisches Spiel machte dies sichtbar. Ausbilder und Referendarin saßen sich zur Nachbesprechung gegenüber. So eine Nachbesprechung des gerade durchgeführten Unterrichts kann schon sehr hart sein, zumal wenn der Referendarin die Defizite der Stunde um die Ohren gehauen werden und sie sich permanent im Rechtfertigungsdruck befindet. Eine grausige Situation. Der Ansatz von Carola Junghans hebt nicht nur das Dialogische der Unterrichtsreflexion hervor, sondern will im Sinne der Mäeutik an die beobachteten Verhaltensweisen und Unterrichtssituationen der gezeigten Stunde anknüpfen und zwar in der Form der Betrachtung von Stärken- und Entwicklungsfeldern. Hier soll die LiVD dort abgeholt werden, wo sie steht. Ihre eigenen Wahrnehmungen werden zum Ausgangspunkt des Gesprächs. Die Gesprächshaltung ist so natürlich eine andere. Hierüber ins Gespräch zu kommen und zu diskutieren, inwieweit die Beobachtungen zu nachhaltigen Bewertungen führen, ist das Anliegen dieses Workshops. Der initiierte Gesprächsprozess ist somit systematisch, aber nicht allumfassend, strukturiert, aber nicht festgezurrt, ritualisiert, aber noch offen für neue Wege. Das transparente Verfahren ist jedoch keine transparente Bewertung von Unterricht, da der Fokus ausschließlich auf der individuellen Beratung liegt. Hier gab und gibt es viel Gesprächsbedarf, der Workshop konnte hier sehr anschaulich und eindringlich Fehlformen vergangener Zeiten offenlegen. Die biographisch bedingten Traumata lassen sich so jedoch kaum bearbeiten.

Unterrichtsreflexionen – ganz praktisch

Die Zusammenarbeit zwischen Schule und Seminar setzt an diesen einschlägigen Erfahrungen an. Was lässt sich verbessern? Inwieweit können unsere eigenen Prägungen helfen, die Gestaltung der Seminararbeit neu zu denken? Wo gibt es Problemanzeigen, die sogar über den Unterricht hinausreichen? Im Workshop D wurde die Möglichkeit geschaffen, sich für all diese Fragen Zeit zu nehmen. „Zeit für Sie!“ So wurden Wahrnehmungen bezüglich der Situation der LiVD formuliert und Ideen, Wünsche und Anregungen notiert. Im Fokus: Das offene Gespräch. Auf Augenhöhe zwischen Ausbildungslehrkraft, Referendar:in und Ausbilder:in. Das Erstaunliche: Die Nahbarkeit aller Beteiligten.

Wahrnehmungen und Problemanzeigen: „Zeit für Sie!“

Der erste Slot dauerte in aller Regel 45 Minuten. Viel Zeit für eine Kaffeepause bestand nicht, zumal ja auch das Treppenhaus in beide Richtungen in dieser fünfzehnminütigen Pause bewältigt werden musste. Dennoch: Eine Auszeit für Kaffee und Kuchen tat gut. Viele Teilnehmende nutzten diese Möglichkeit und liefen nach einer kleinen Stärkung die Treppenstufen wieder hinunter, um sich einem neuen Workshop zuzuwenden. Ankommen? Ja, aber jetzt bitte die inhaltliche Seminararbeit. Qualität von Unterricht, Gütekriterien? Ja, aber dann bitte auch die Unterrichtsreflexion. Die Möglichkeiten waren vielfältig und wurden als solche auch genutzt. Kein Workshop stand in einem der drei Slots ohne externe Teilnehmer:innen dar. Die Diskussionen waren ehrlich, manchmal anstrengend aber stets bemüht, das Konstruktive im Blick zu behalten. Kartenabfragen wurden durchgeführt, Ergebnisse wurden fixiert und später abfotografiert. Die wahrgenommene Atmosphäre hätte besser kaum sein können.

Ergebnisse wurden diskutiert

So verging der Vormittag sehr schnell. Um 10.00 Uhr fand der zweite Slot statt, um 11.00 Uhr die dritte Runde. Dann gegen 12.00 Uhr war Mittagszeit. Der Marktplatz wurde neu belagert, das Buffet mit den Leckereien zunehmend geplündert. Tatsächlich blieb so gut wie nichts übrig: So soll es sein! Die gute Atmosphäre tat ein Übriges. Es wurde gegessen, getrunken, miteinander gesprochen, manchmal auch rege diskutiert und zwar quer durch die Reihen und Sitzgruppen, quer durch die einzelnen Funktionsträger:innen und Schulgruppen. So eine Veranstaltung sollte es öfter geben, wurde als Wunsch formuliert. Die Kooperation zwischen Schule und Seminar könnte so auf viele Beine gestellt werden. Natürlich spielt dabei auch die Wertschätzung der zeitlichen Belastung der ehrenamtlichen Tätigkeit der Ausbildungslehrkräfte an den Schulen eine Rolle. Wie lässt sich diese „vergüten“? Entscheidend sind jedoch die Köpfe, die Ideen, die in den jeweiligen Alltag mitgenommen werden können, die unsere Arbeit tragen, erträglich, herausfordernd, aber auch spannend machen. Nächstes Jahr am Studienseminar? Gern, es wäre schön, wenn sich so etwas institutionalisieren ließe. Der Anfang ist gemacht!

Miteinander im Gespräch bleiben.

Martin Strauß

75 Einträge zum 75. Geburtstag des Grundgesetzes!

Kann das Zufall sein? 
Auch an unserem Studienseminar sind wir der Meinung, dass unser Grundgesetz eine Geburtstagsfeier verdient hat. Aber was konnten wir schenken? Die Antwort war naheliegend: wir schenken dem Grundgesetz unsere Beachtung. Dies tun wir als Ausbildende, Lehrkräfte… einfach als Menschen, die dem Grundgesetz der Bundesrepublik sehr viel zu verdanken haben.
Alle Angehörigen unseres Seminarhauses waren herzlich eingeladen, von nah (im Gebäude) und fern (digital) einen Gedanken zu unserer Wortwolke beizutragen. Es war sehr spannend, den Entstehungsprozess auf unserem öffentlichen Bildschirm über zwei Tage immer wieder “live” zu verfolgen und am Ende waren es tatsächlich genau 75 anonyme Einträge. Manchmal passt es einfach:

Herzlichen Glückwunsch liebes Grundgesetz – pass bitte auf Dich auf, wir tun es auch!

Auf Wiedersehen, lieber Jahrgang 2022_2!

Am Freitag, dem 16.02.2024 haben wir unseren Examensjahrgang verabschiedet. Es war eine schöne und bewegende Verabschiedung mit vielen Eltern und Freunden – hervorragend begleitet von dem jüngeren Jahrgang 2023_2, der alles gegeben hat, um einen festlichen Rahmen zu gestalten. Danke!
Gerne bieten wir einen Einblick in die Veranstaltung, indem wir hier die Abschlussrede des Jahrgangs und auch die Rede im Namen der Ausbildenden veröffentlichen. Viel Spaß!

Sophie Fritsche und Charlotte Salzmann im Namen des Abschlussjahrgangs:

Nun stehen wir hier – bei dem Termin, den wir bereits am 18. August 2022 bekommen haben, weil er ganz konkret im “Ausbildungsplan” stand. Natürlich habe ich ihn mir sofort eingetragen – Ihr wisst ja mittlerweile sicherlich, dass ich Organisation sehr mag. Und jetzt ist der Termin, den wir vor knapp 17,5 Monaten bekommen haben, nun schon da. Und unser Ref vorbei. Wir alle haben nun schon ein oder zwei Wochen eine Vollzeitstelle hinter uns; vielleicht an einer neuen Schule, aber auf jeden Fall in einer neuen Rolle. Es kommt ganz viel Neues auf uns zu, wir müssen uns finden…
Wer eine Rede schreibt, integriert oftmals Zitate wichtiger Persönlichkeiten. Wir dürfen heute die Rede für unseren Jahrgang halten. Als Deutschlehrerinnen haben wir sicherlich nicht die schlechtesten Voraussetzungen, um ein geeignetes Zitat auszuwählen. Wir entscheiden uns aber weder für eine berühmte Schriftstellerin, noch für einen berühmten Philosophen. Unsere Wahl trifft auf Sie, liebe Frau Schlegel. Auf Ihre Worte am Anfang unseres Referendariats – und damit möchten wir Sie und vor allem euch auf eine kleine Reise durch unser Ref nehmen.
Beginnen wir also von vorne: Abflug war am 18. August 2022, damals noch am Flugplatz in Hildesheim. Unser Abenteuer Referendariat startet. Und es sind Sie, liebe Frau Schlegel, die uns schon früh den Geist und die Werte des Studienseminars Hildesheims vermitteln. Sie konfrontieren uns mit Sätzen wie “Das Referendariat war die schlimmste Zeit meines Lebens” oder “Ich musste durch die Hölle gehen” – blicken uns an und sagen: “Wir, an diesem Seminar, werden alles dafür tun, damit Sie am Ende des Referendariats NICHT diese Sätze sagen werden. Unser Bestreben ist es, Sie gut durch das Ref zu begleiten. Ich selbst habe das Referendariat als eine fordernde, aber sehr inspirierende Zeit wahrgenommen. Das wünsche ich mir auch für Sie.”
Erst einmal möchten wir uns entschuldigen, dass wir jetzt doch noch einmal diese Sätze gesagt haben – aber in diesem Kontext verzeihen Sie uns das hoffentlich. Es ist eine Aussage, an die wir häufiger im Ref denken, eine Aussage, die bezeichnend ist für das Studienseminar Hildesheim. Ein Studienseminar, welches der Realität ins Auge blickt und nicht den Blick vor negativen Zeilen verschließt, sondern versucht, das Referendariat mit Blick auf die Menschen zu sehen. Und an diesem Seminar sind wir jetzt begrüßt worden.
Wir starten also in diese aufregende Zeit und niemand kann sich vorstellen, was da kommen wird. – Wir durchlaufen die Einführungswoche und sind teils erschlagen durch die ganze Informationsflut, die auf uns einprasselt. Und dennoch bleibt neben diesen Informationen auch Zeit, unsere Mitrefis kennenzulernen und Verknüpfungen anzubahnen. Verknüpfungen, die uns durch das Referendariat begleiten, der Austausch untereinander, der in dieser Zeit so wichtig ist und die Herausforderungen minimieren kann. Die ersten Tage sind wir noch im geschützten Raum unterwegs, dann geht es für uns an die Schulen. Man könnte sagen: Am 24. August gehts dann vom Flugsimulator direkt ins Cockpit.  Der Start verläuft unterschiedlich. Die einen starten sanft, die anderen schießen direkt in die Höhe und manche entscheiden sich, zunächst den Ferienflieger zu nehmen – zumindest wenn man die Gesellschaft fragt, die bezeichnen Klassenfahrten ja auch gerne mal als Ferien. So oder so landen wir in der Realität. Die Problemorientierung ist in jedem Fall vorhanden. 
Wir sind in der Schule nicht mehr nur die Praktikant:innen, sondern haben unsere eigenen Klassen, für die wir alleine verantwortlich sind. Wir machen uns vertraut in dem Schul-Dschungel, finden uns zurecht im Kollegium, in der Unterrichtsvorbereitung und zwischen den Schüler:innen → Auch wenn der bzw. die ein oder andere manchmal noch selbst für eine Oberstufenschülerin gehalten wird. 
Wir bewegen uns in einer neuen Welt voller Abkürzungen, die auch unser Umfeld erst einmal kennenlernen muss. Begriffe wie APVO, LIV, UBs, FaKo, GK, DB oder LEB finden Einzug in unseren Sprachgebrauch und bekommen Inhalte.

Im Pädagogikseminar erhalten wir Gelegenheit, um über unsere Erlebnisse zu berichten und ggf. auch Notfallpläne an die Hand, wenn etwas schiefläuft. 
Schneller als wir denken, steht der 1. UB vor der Tür – und damit auch die Nervosität. Zumindest ist das bei uns der Fall. Wie wird die erste Unterrichtsstunde vor den Augen der Ausbilder:innen laufen? Bestätigen sich all die schlimmen Geschichten über Nachbesprechungen? Kann ich Unterricht überhaupt wirklich so gut planen?
Und dann ist es doch geschafft, auch wenn nicht so gut geschlafen wurde, der Unterschied zwischen Sicht- und Tiefenstruktur noch nicht so klar ist und die Stunde maßlos überladen ist, ist die Erleichterung groß, dass die Nachbesprechungen wertschätzend verlaufen und die höheren Jahrgänge doch recht behalten haben. 

Was danach kommt, vergeht wie im Flug.
Das ständige Verfassen von Mails zur Terminfindung der UBs wird zum Alltag, wir wechseln unsere Lerngruppen und damit auch die Herausforderungen, die die einzelnen Stufen mit sich bringen und lernen unsere Kolleg:innen so gut wie kaum jemand anderes durch den  Ausbildungsunterricht kennen.
Wir lernen, dass es in Ordnung ist, Fehler zu machen, solange wir bereit sind, daraus zu lernen. Das gilt für uns – wie auch für unsere Schüler:innen.
Wir lernen, wie Teamarbeit und der Austausch mit Kolleg:innen oder Mitrefis uns voranbringen und wir mit unseren Aufgaben wachsen. Wir schärfen unsere Fähigkeit der Selbstreflexion – eine Fähigkeit, die wir auch brauchen. Und das zeigt sich vor allem ab November 2022, wenn die erste Phase der großen Unterrichtsbesuche ansteht und wir uns gegenseitig im Unterricht erleben können. Und nicht nur sie – auch andere Schulen und teilweise auch Schulformen mit anderen Schüler:innen lernen wir kennen. Erfahrungen, die den Horizont erweitern. 
Dabei vergessen wir eines zum Glück nie: Dass wir uns gemeinsam als Refi-Gruppe haben. Schon in der Einführungswoche haben wir uns teilweise zum Mittagessen gemeinsam getroffen und in den ersten Ferien im Herbst unser Ritual eingeführt, dass wir einen Abend gemeinsam verbringen und mal nicht an Schule denken. Auch vor der DB zur schriftlichen Arbeit geht ein Großteil vorher essen und vielleicht war es genau das Hilfsmittel, um diesen langen Tag und die vielen Infos auszuhalten… Kurz vor den Ausbildungsstandsgesprächen nutzen wir genau dieselbe Strategie und haben auch in den Osterferien einen gemeinsamen Abend in Hannover verbracht. So blicken wir insgesamt am  Ende des Schuljahres stolz auf das Erreichte zurück – auf die Tatsache, dass fast alle UBs geschafft wurden, wir nicht mehr für Oberstufenschüler:innen gehalten werden, wir ins Kollegium integriert sind und auch im eigenverantwortlichen Unterricht ein Lerngewinn erzielt wurde – auf beiden Seiten.
Die Freude ist groß mit Blick auf die verdienten Sommerferien, wäre da nicht die kleine Aufgabe, die sich das Land Niedersachsen für uns noch überlegt hat. Denn die Zeit der Sommerferien ist auch die Zeit der schriftlichen Arbeit. Und doch gelingt es uns, durchzuatmen.
Nach den Sommerferien – und erfolgreicher Abgabe der Arbeit sind wir plötzlich der älteste Jahrgang am Seminar – der Jahrgang, zu dem wir vor einem Jahr noch aufgeschaut haben, und können kaum glauben, dass wir jetzt in dieser Rolle sind.
Die letzten UBs stehen an, manche beginnen, zu zweifeln, ob sie überhaupt etwas gelernt haben.  So wie ich, als ich nach dem letzten Unterrichtsbesuch in Deutsch dachte, ich werde niemals irgendeine Prüfung bestehen. Aber wenn man Frau Luster und Frau von der Heide fragt, muss die Generalprobe auch mal schieflaufen, damit es dann gut beim PU klappt. Zum Glück hatten sie/Sie recht.

Wir sind traurig, als das letzte Pädagogikseminar ansteht und halten zusammen, als die Vornoten rausgegeben werden. Ein Tag, wo Freud und Leid so dicht beieinander stehen – und doch schaffen Sie es, Frau Schober, wie immer, die richtigen Worte zu finden.
Doch als wäre das nicht genug, haben wir vorher wieder zwei DBs und sind diesmal (fatal, ich weiß) nicht gemeinsam essen gegangen. Es ist die DB zur Einstellung in den Schuldienst, die einerseits sehr viele Fragezeichen und Herausforderungen in unseren Köpfen entstehen lässt. Aber vor allem die DB zum Ablauf des PUs Anfang September verdeutlicht, dass es ernst wird. Ach, und nebenbei startet dann auch schon die erste wichtige Bewerbungsphase. Während einige auch schon bereits seit Wochen wissen, welche Lerngruppen und Themen sie wählen wollen, ist das Gedankenkarussell bei anderen noch voll am Kreiseln. 

Die Zeit der Individualisierung beginnt – der wöchentliche Austausch im Seminar fehlt. Für die einen beginnt die Vorbereitungszeit, während die anderen noch einmal durchatmen.
Und dann – nach unzähligem Kopfzerbrechen, Verwerfen und Wiederholen tausender Ideen, Bastelarbeiten, Videodrehs usw. stellen wir uns unserer letzten Herausforderung, dem PU. Jede und jeder von uns geht anders damit und der Aufregung um. Denke ich an den Tag zurück, so ist er unfassbar schnell und doch auch langsam vorbei gewesen.
Und mich hat vor allem die Frage beschäftigt, was ich abends essen will und nur das hat mich am Leben gehalten den Tag über.
Wir laufen auf Hochtouren – von 8 Uhr morgens bis weit in den Nachmittag, um dann das ersehnte Zeugnis in der Hand zu halten und mit der Familie, den Freund:innen, den Partner:innen, dem Kollegium und auch den Schüler:innen zu feiern. 
Und so sitzen wir hier. Wurden wir vor 18 Monaten noch als Referendar:innen auf die Schule losgelassen, so werden wir in wenigen Momenten aus dem Vorbereitungsdienst entlassen. 

Was bleibt?
Wenn wir ans Ref zurückdenken, denken wir vor allem an die Begegnungen mit Menschen, denen wir teilhaben durften.
Es sind die Kinder, die in der Schule sagen: “Wir hoffen, dass sie an unserer Schule bleiben!”, es sind die Kolleg:innen, die einen immer unterstützt haben, es sind die Ausbilder:innen, mit denen wir in den letzten Monaten so viel Kontakt hatten und die auch beim PU mitgefiebert haben – und es seit vor allem ihr, liebe Mitrefis, die all die gleichen Erfahrungen gemacht haben.
Wir sind als Jahrgang gemeinsam aufgetreten. Wir denken gerne zurück an unsere Treffen in den Ferien oder den gegenseitigen Support im Seminar. An all die Nachrichten und Telefonate.
Wir als Gemeinschaft haben vieles erlebt. Auch den Umzug unseres Seminars samt Wechsel der Kommandozentrale. Wir haben eine Seminarband auf die Beine gestellt, ein Wahlmodul veranstaltet, das Seminar vertreten und neue Ideen eingebracht. Kurzum: Wir sind schon ziemlich cool!
Und wir freuen uns wirklich sehr, dass unser Zusammenhalt so stark ist, dass wir jetzt, am Ende unseres Referendariats gemeinsam mit einem Großteil der Leute wegfahren. Und hoffentlich ganz viel essen!
Wir alle haben die Flugschule durchlaufen. Und dabei ist es egal, mit welcher Art von Flieger wir unterwegs waren und wie viele Passagiere mitgeflogen sind. Das kann die Privatmaschine oder der Jumbojet sein, das alte Modell oder das niegelnagelneue. Auch wenn unsere Fluglots:innen nicht dieselben waren, sich zwischendurch geändert haben wir auf unterschiedlichen Routen und Höhen unterwegs waren: Uns alle einte das Ziel. Das Ziel, welches wir heute erreicht haben. Unseren Abschluss.

Und an diesem waren viele Menschen beteiligt. Im Namen des Abschlussjahrgangs möchten wir uns bei allen in diesem Raum bedanken. Denn alle haben einen großen Anteil daran, dass wir heute hier stehen. Die persönlichen Worte an all unsere Ausbilder:innen folgen auf individualisierte Weise.
Trotzdem wollen wir Sie, Frau Schaper und Herrn Gauger hervorheben, die bewiesen haben, dass der Austausch mit uns für Sie eine der höchsten Prioritäten ist. Das haben Sie stets gezeigt, aber vor allem auch durch die regelmäßigen, offenen und kommunikativen Personalratsgespräche. Und auch Sie Frau Schlegel sind da im Zusammenhang zu nennen. Bei niemanden steht die Tür zu ihrem Büro mit dem bequemen Sofa so viel offen wie bei Ihnen. Braucht man einen Rat, findet man das offene Ohr und die guten Ratschläge auf jeden Fall bei Ihnen. Und zu guter Letzt: Manch einer liebt Organisation vielleicht nicht so genau wie ich – aber das ist nicht schlimm, denn wir haben ja Sie, Frau Schober und Frau Kaune. Ohne Sie wäre so manches schiefgelaufen! Wer kennt schließlich schon nach ein paar Tagen die Stimmen und dazugehörigen Namen und sagt am Telefon nur “Ja, ich weiß, wer Sie sind, hab ich doch erkannt.” 
Für uns startet jetzt eine neue berufliche Phase. Es liegt an uns, was wir daraus machen. Wir wünschen uns, dass wir uns der Verantwortung in diesem Beruf bewusst sind und nicht nur Bildung, sondern vor allem auch Werte, Respekt und Toleranz fördern. Dinge, die in der heutigen Welt so wichtig sind. Wir haben einen wahnsinnig tollen Beruf ergriffen, der zwar fordernd ist, aber für unfassbar schöne Erlebnisse sorgen kann. Wir hoffen, unsere Verbindung bleibt bestehen und wir erzählen uns weiterhin unsere Anekdoten und Geschichten aus dem Unterricht. Wir möchten euch noch eine Kleinigkeit mit auf dem Weg geben.
Wir möchten noch einmal Danke sagen und an unseren Jahrgang: Herzlichen Glückwunsch!! Und jetzt wird nicht mehr länger geredet, sondern gefeiert 😃

 

Annegret Schlegel im Namen des ausbildenden Kollegiums:

Liebe Referendarinnen, liebe Referendare, liebe Angehörige, liebe Kolleginnen und Kollegen,
was ist das heute für ein wundervoller Tag! Sie, liebe Referendarinnen und Referendare, werden gleich mit ihrem Zeugnis in der Hand ihr Referendariat beendet haben und noch heute Abend als Studienrätinnen und Studienräte unser Seminar verlassen. Das Ende Ihres Referendariats steht unmittelbar bevor und für zwei Personen aus Ihrer Gruppe bleiben die Daumen natürlich weiterhin fest gedrückt.

Aufhören, etwas beenden, einen guten Abschluss finden – das geht eigentlich nicht, ohne nochmal an den Anfang zu denken. Denn Anfangen und Aufhören gehören unweigerlich zusammen, gehen häufig ineinander über, sind miteinander verbunden. Als Sie im Sommer 2022 Ihren Vorbereitungsdienst aufgenommen haben, war das Ende längst terminiert, der Abschluss schon gedacht.

„Das erste Treffen ist bereits der erste Akt der Trennung.“ (Geißler, K. Schlusssituationen)

Aber wie sind Sie hier gestartet? Wie waren der Anfang und die ersten Wochen?
Die sehr einseitigen Medienberichte der vergangenen Wochen könnten einen dazu verleiten, nun aus Ausbilderinnenperspektive Stellung zu der negativen und wenig differenzierten Sicht auf das Referendariat zu beziehen. Aber es geht hier heute nicht um irgendwelche Referendar_innen aus irgendwelchen Seminaren, es geht um Sie!

Trotzdem möchte ich mich auf einen Artikel beziehen, in dem mich besonders eine bildliche Darstellung sehr erschreckt hat – hier werden stellvertretend für die Referendar*innen Menschen ohne Gesicht, ohne spezifische Gesichtsausdrücke dargestellt. Dabei sind Sie – wenn ich jetzt noch einmal ganz bewusst in die Runde schaue – doch alle einzigartig, individuell und unterschiedlich, so dass man unbedingt genauer hinschauen muss!

Um auf den Anfang zurückzukommen: das haben wir Ausbilder*innen in den ersten Wochen, in den ersten Begegnungen auch interessiert und intensiv getan, wir haben genau hingeschaut, wollten Sie kennenlernen, wollten mit Ihnen gemeinsam Ihre Stärken in dieser neuen Rolle als Lehrkraft entdecken und Entwicklungsfelder erkunden.
Und Sie? Wo haben Sie hingeschaut? Sicher auf Ihre Mitrefis, auf Ihre Ausbildenden, auf Frau Schober und Frau Kaune, auf Ihre Kollegien in der Schule, die Schulleitungen und natürlich…auf Ihre Schülerschaft. Alle diese Menschen haben für Sie ein Gesicht, einen Charakter, typische Eigenschaften bekommen, sie haben Gestalt angenommen, die neue Situation hat Gestalt angenommen.
Und nun warten für viele von Ihnen neue Aufgaben, neue Schulen, neue Kollegien und neue Schüler*innen auf Sie, die von Ihnen gesehen werden wollen und die mit ihrer Identität wahrgenommen werden wollen. Und ich möchte Sie ermutigen, erneut neugierig, interessiert und zuversichtlich hinzuschauen, offenherzig jedem dieser Menschen einen Platz in diesem neuen Gefüge anzubieten.
Ja, es wird aufregend und anstrengend werden, es wird ein Auf und Ab von Freude und Frust, Tatendrang und Erschöpfung, Erfolg und Misserfolg sein, aber das Hinschauen, das Wahrnehmen der Menschen, die so sehr auf Ihre Unterstützung, Ihre Mitarbeit warten und sich freuen, dass Sie in die wilde Fahrt des Lehrer_innendaseins mit einsteigen wollen, macht diesen Beruf erst zu dem, was er sein kann: einer der schönsten und abwechslungsreichsten, den ich mir vorstellen kann. Ich selbst habe in den letzten Wochen am Goethegymnasium erlebt, wie sehr man sich auf die neuen, jungen Kolleg_innen freut, die nun endlich Ihren Dienst aufnehmen können (oder es schon getan haben ;-).

Aber bevor Sie dort so richtig anfangen können, müssen Sie hier aufhören. Was fällt Ihnen leichter? Das Anfangen oder das Aufhören? Wir haben uns neulich in der Leitungsrunde mit dieser ach so einfachen Frag beschäftigt. Einfach? Von wegen!

Aufhören, das bedeutet meist:
Bilanz ziehen: was habe ich geschafft, was bleibt unerreicht? Womit bin ich zufrieden, womit eher nicht? Was habe ich dabei gelernt? Aufhören kann auch sehr befreiend sein. Geschafft! Abgeschlossen, Ziel erreicht. Das Ergebnis kann einen sehr zufrieden stellen oder man zweifelt  weiterhin, hat kein Einvernehmen mit dem hergestellt, was man erreicht hat.
Aufhören kann auch bedeuten, Abschied zu nehmen, sich von gewohnten Abläufen und Strukturen loszusagen, geknüpfte losere und engere Beziehungen ganz oder teilweise hinter sich zu lassen oder zumindest auf Abstand zu gehen.
Aufhören heißt in Ihrem Fall aber auch, abzuschließen mit einer Rolle, die man bis dahin eingenommen hat, die man vielleicht gerne und gelungen ausgestaltet hat, abschließen mit der Vertrautheit. Wer ist man, wer wird man dann sein? Aufhören heißt, gewohnte Tätigkeiten abzulegen oder sie verändern zu müssen, bisheriges Wachstum und Entwicklung zu beenden oder mindestens zu unterbrechen und sich auch erstmal bewusst zu machen, worin dieses Wachstum eigentlich bestanden hat. Ganz schön viel…

Nun wollen Sie auch zum Aufhören und Abschließen gute Tipps haben? Die habe ich nicht, ich bin nämlich gar nicht gut im Aufhören, Loslassen, Beenden und Verabschieden. Aber vielleicht hilft es Ihnen, wenn wir Ihnen sagen, dass es eigentlich in Ihrem Beruf gar kein richtiges Aufhören gibt, weil es immer wieder von vorne losgeht, immer wieder neue Schülergruppen von Ihnen begleitet, unterrichtet und erzogen werden wollen, ein nicht endender Kreislauf? Ja und nein, denn auch hier ist es wichtig, immer mal wieder innezuhalten, Bilanz zu ziehen, zu reflektieren, was wohl in diesem oder jenem Jahrgang besonders gelungen war, was diese oder jene Gruppe wohl von Ihnen so mitnimmt und was Sie von den verschiedenen Schüler*innen in Erinnerung behalten.

Wie hören Sie also hier auf?

Alle steigen nun aus, die einen fröhlich („endlich geschafft“), die anderen traurig („was, so schnell schon zu Ende?“), die einen glücklich („schön war´s), die anderen enttäuscht („und, was hat´s uns gebracht?“), die einen laut, die anderen stumm.

Und wir Ausbildenden und die Verwaltung? Wir bleiben hier und behalten Sie in guter Erinnerung, als eine muntere, neugierige, konstruktive und gut vernetzte Gruppe, die gemeinsam mit uns Ihre Ausbildung gestaltet hat. Vergessen Sie uns nicht, schauen Sie doch gerne auch bei uns hin, wenn wir uns in irgendeiner der Ausbildungsschulen oder anderswo mal wiedersehen oder kommen Sie uns einfach mal besuchen! Wir freuen uns in jedem Fall!

Alles Gute für Sie!

Fünf Anmerkungen zur Darstellung des Referendariats in der aktuellen Berichterstattung der Medien

Die Debatte um das Referendariat nimmt aktuell viel Raum in den Medien ein. Sie wird sehr emotional geführt. Dabei ist die Darstellung von Seiten der Studienseminare bzw. der sie in der Außendarstellung vertretenden Behörden unterrepräsentiert. 
Die konkrete Arbeit an den Studiensemseminaren selbst ist für Außenstehende weitgehend unbekannt.
Aus der Sicht unserer Arbeit am Studienseminar Hildesheim heraus nehmen wir Stellung zu den öffentlichen Darstellungen des Vorbereitungsdienstes mit dem Ziel der Versachlichung und der Darstellung der Perspektive der Ausbildenden. Das Gespräch ist der Weg.

Abbruchquote?
Die Abbruchquote auf dem Weg zum Lehrberuf ist – bei allen divergierenden Zahlen – im Referendariat bundesweit deutlich niedriger als im Studium.
Die Durchschnittsnote der Examensdurchgänge der letzten zehn Jahre liegt in Niedersachsen stabil im guten Bereich.

Defizitorientierung?
Es gibt keine Beratung am StS Hildesheim, in der nicht auch die Stärken der Stunde und der unterrichtenden Lehrkraft thematisiert werden – in allen bundesweit verwendeten Beratungsmodellen von Studienseminaren / Lehrer_innen-Ausbildungsinstitutionen ist der Blick auf die gelungenen Elemente fest verankert.

Das „Fertigmachen“
Auch am Studienseminar Hildesheim sind Referendar_innen von Kritik an ihrem Unterricht, die im Zuge von Beratungen formuliert wird, getroffen.
Die Ausbildenden gestalten das Gespräch nicht mit der Absicht, Referendar_innen zu verletzen oder Macht auszuüben. Dass hier die Möglichkeit einer Diskrepanz von Absicht und Wahrnehmung besteht, ist uns als Ausbildenden bewusst und stellt für uns einen dauerhaften Arbeitsauftrag in Sachen Haltung, Sprachsensibilität und Gesprächsprofessionalisierung dar. 
Am Studienseminar Hildesheim sind es oft die Ausbildenden, die für den Blick auf Gelungenes, auf Positives und auf Stärkenfelder sorgen.

Der Stress
Der Lehrberuf ist mit vielen berufsspezifischen Belastungen verbunden, die gerade im Referendariat in besonderer Weise erlebt werden.
Dazu tragen bei: Das Einfinden in eine neue Rolle, die Vielfältigkeit der neu zu übernehmenden Aufgaben und der zu entwickelnden Kompetenzen, die in jedem Professionalisierungsprozess unvermeidlichen Erfahrungskrisen (wenn z.B. etwas nicht klappt), eine hohe Arbeitsbelastung und natürlich Ängste mit Blick auf die Prüfung am Ende der Ausbildung. 
Neben einer Haltung der Ernstnahme und Berücksichtigung dieser Umstände tragen zur Bewältigung der Belastungen Strukturen bei, in denen zu jeder Zeit die Interessen der LiV, z.B. über den Personalrat, vertreten werden können. Auch offene Ohren in Einzelgesprächen, vertrauliche Beratungen, Ermutigungen und Unterstützung in krisenhaften Phasen gehören zum Ausbildungshandeln. Noch mehr institutionalisiert werden sollten niedrigschwellige externe Beratungsangebote – die Beratungsstelle des Landes CARE ist sehr gefragt, aber auf einen längeren Zeitraum überlastet.

Bewertung?
Es gibt keine “18 oder 24 bewerteten Unterrichtsbesuche“.
In der Ausbildungsverordnung (APVO Lehr II) ist vorgeschrieben, dass der Kompetenzstand der LiV am Ende des 14. Ausbildungsmonats mit einer Abschlussnote bewertet werden muss. An diese Verordnung müssen sich die Ausbildenden halten.
Diese Regelung wird von den Auszubildenden als maximal intransparent empfunden, während die Ausbildenden rechtfertigen müssen, dass sie in Beratungssituationen nicht in Noten denken. Doch diese Regelung hat einen wichtigen Vorteil: Sie lässt Entwicklung und Erprobungen zu. 
Die LiV haben die Möglichkeit, z.B. bei Startschwierigkeiten Hilfe von den Ausbildenden zu bekommen, auch mal eine schlechte Phase zu haben oder im Unterricht gezielt etwas Neues auszuprobieren und sich dazu Beratung einzuholen. Nur so bleibt im Professionalisierungsprozess der nötige Raum für unbenotete und entwicklungsförderliche „Fehlversuche“.
Die Ausbildenden haben die Freiheit, sich an der bestmöglichen Performanz der LiV gegen Ende der Ausbildung zu orientieren, und sind dabei nicht auf eine punktuelle Stunde festgelegt.
Am Ende der Ausbildung wird der erreichte Kompetenzstand der LiV von den Ausbildenden eingeschätzt, in einer Note ausgedrückt und in einem Gutachten begründet.
Mit den z.B. vom Studienseminar Hildesheim vertretenen Kriterien lernwirksamen Unterrichts werden die LiV von Beginn der Ausbildung an vertraut gemacht und sind dabei keinesfalls auf Rezepte oder traditionelle Formen eines engen fachlichen Frontalunterrichts festgelegt – der Wunsch nach „Rezepten“ wird allerdings oft an die Ausbildenden herangetragen. Die Auseinandersetzung mit diesen Kriterien ist regelmäßiger Gegenstand der Seminarentwicklung.

Die Seminarleitung und der Personalrat des ausbildenden Kollegiums

Und weiter geht es – Orientierungspapier „Lernwirksamer Unterricht“, Leitbild und Thema „Sprache“

Im Mai dieses Jahres haben wir uns als Kollegium des Studienseminars Hildesheim auf den Weg gemacht, um die Kooperationsbeziehungen unter uns Ausbildenden und zu unseren Ausbildungsschulen zu stärken. Die LiV des StS Hildesheim hatten uns diesbezüglich ermutigt – eine weitere Annäherung der Maßstäbe von Schulen und Seminar werde als hilfreich eingeschätzt.

Erste Erkenntnis aus dem Frühjahr: Wir als Ausbildende müssen selbst noch einmal unsere Maßstäbe in Bezug auf das, was wir unter lernwirksamem Unterricht verstehen und unsere Ausbildungsprinzipien (Leitbild) abgleichen, bevor wir in ein Gespräch nach außen gehen können.

Immerhin datierte sich unser Leitbild aus 2013 – angesichts vieler Veränderungen in der Bildungslandschaft also höchste Zeit für ein Update!

Das haben wir jetzt im Rahmen einer seminarinternen Fortbildung am 28./29.09. getan. Es war ein sehr intensives, bereicherndes gemeinsames Arbeiten und wir hoffen in diesem Jahr noch das überarbeitete Orientierungspapier „Was ist lernwirksamer Unterricht?“ und ebenfalls das erneuerte Leitbild fertigzustellen.

Neu in beide Papiere ist z.B. die Relevanz der Demokratieförderung hineingekommen – ein hochaktuelles Thema, das uns sogar so wichtig erscheint, dass es einen besonderen Platz in der Präambel bekommen soll.

Unser im Leitbild ausgedrückter Wunsch trotz institutionell gesetzter Strukturen möglichst dialogisch auszubilden, brachte ein drittes Thema in unsere Fortbildung: Sprache!

Wie arbeiten wir im Rahmen von Ausbildung so sprachsensibel, dass wir die Auszubildenden stärken und ihnen zugleich kriterienorientierte, klare und transparente Rückmeldungen zu ihrem jeweiligen Professionalisierungsstand bieten?

Meike Luster, Fachleiterin Deutsch, hat uns in dieser Frage durch einen Vortrag zum Thema „Sprache als Ausdruck einer Haltung“ herausgefordert und sensibilisiert.

Uns ist sehr bewusst geworden, dass Kommunikation die entscheidende Variable für gelingendes Handeln in Ausbildung ist und wir mit unseren Sprechakten immer wieder (neue) Wirklichkeit gestalten (können). Diesem ziemlich komplexen, aber wichtigen Thema werden wir uns auf jeden Fall noch weiter widmen.

Maßstab des Gelingens sind wiederum die Referendare/-innen unseres StS: In der Evaluation am Ende der Ausbildung werden wir zukünftig auch um eine Rückmeldung bitten, ob wir im Rahmen unserer Tätigkeit als Ausbildende angemessen kommuniziert haben.

Es geht weiter…

 

Carolin Schaper, Christian Gauger, Annegret Schlegel